Inbetriebnahme von Nant de Drance – Electrosuisse
22. Juni 2022

Inbetriebnahme von Nant de Drance

Nach 14 Jahren Arbeit mit intensiven Testphasen nimmt das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance im Wallis am 1. Juli 2022 seinen Betrieb auf. Mit den äusserst flexiblen 6 Maschinengruppen und einer Leistung von 900 MW spielt Nant de Drance eine wesentliche Rolle für die Stabilisierung des Stromnetzes der Schweiz und Europas. Es trägt zur Stromversorgungssicherheit in der Schweiz bei.

Das Kraftwerk liegt 600 m unter der Erde in einer Kaverne zwischen den Speicherseen Emosson und Vieux Emosson in der Gemeinde Finhaut im Wallis und besitzt 6 Pumpturbinen mit einer Leistung von je 150 MW. Dank ihrer Flexibilität können die Maschinengruppen innerhalb von weniger als 5 Min. vom Pumpbetrieb bei Vollleistung zum Turbinenbetrieb bei Vollleistung wechseln; das heisst, von -900 MW zu +900 MW. Die von Nant de Drance turbinierte Wassermenge beträgt 360 m3/s also in etwa die Durchflussmenge der Rhône bei Genf im Sommer. Der obere See Vieux Emosson speichert allein 25 Mio. m3 Wasser, was einer Speicherkapazität von 20 Mio. kWh entspricht. Dank dieser Eigenschaften spielt Nant de Drance eine fundamentale Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes.

Angesichts der Zunahme erneuerbarer Energien wie Windkraft und Photovoltaik mit unregelmässiger Produktion ist eine solche Flexibilität notwendig, um Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und jederzeit ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch aufrechtzuerhalten. Nant de Drance fungiert als gigantische Batterie, die auch kurzfristig überschüssigen Strom aus dem Netz speichert oder notwendige Energie produziert, wenn die Nachfrage höher ist als die Produktion.

Ein Werk, das Spitzentechnologie mit geschichtsträchtigem Know-how vereint

Der Bau des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance war eine aussergewöhnliche Anstrengung. Genauso wie die grossen Stauanlagen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts erforderte auch diese Baustelle eine koordinierte Aktivierung aussergewöhnlicher menschlicher, finanzieller und technischer Ressourcen. Bis zu 650 Arbeitskräfte und etwa 60 Unternehmen arbeiteten auf dem Höhepunkt der Bauarbeiten an der Realisierung des Kraftwerks, dessen Kosten etwa 2 Mrd. CHF betrugen. Für die unterirdische Maschinenkaverne mit einer Länge von 194 m, einer Höhe von 52 m und einer Breite von 32 m mussten 400’000 m3 Fels entfernt und Stollen mit einer Länge von 17 km gelegt werden. Der Staudamm Vieux Emosson auf 2200 Metern Höhe wurde um 21,5 m erhöht, um die Kapazität des Speichersees zu verdoppeln und eine angemessene Speicherkapazität für die Anlage zu bieten.

Eine ausgeglichene Umweltauswirkung

Um seine Umweltauswirkung zu minimieren, hat Nant de Drance von Anbeginn der Arbeiten eng mit den Umweltorganisationen zusammengearbeitet. 14 Projekte mit Kosten in Höhe von insgesamt 22 Mio. CHF wurden umgesetzt. Diese sollen die Umweltauswirkungen ausgleichen, die der Bau des Pumpspeicherkraftwerks und der Höchstspannungsleitung, die das Werk mit dem Stromnetz verbindet, mit sich bringen.Die meisten Massnahmen zielen darauf ab, bestimmte Biotope auf regionaler Ebene wiederaufleben zu lassen, insbesondere Feuchtbiotope. Dadurch sollen diese Orte von Tier- und Pflanzenarten wiederbesiedelt werden, die in der Schweiz selten vorkommen oder vom Aussterben bedroht sind.

Die allgemeine Öffentlichkeit wird eingeladen, das Kraftwerk an den Tagen der offenen Tür – am 10. und 11. September 2022 – zu erleben.

Weitere Informationen über Nant de Drance finden Sie unter www.nant-de-drance.ch.