Dekarbonisierung und Reduktion – Electrosuisse
20. September 2022

Dekarbonisierung und Reduktion

Rückschau zum Gebäudetechnik Kongress

Am 14. September 2022 fand der Gebäudetechnik Kongress zum ersten Mal seit der Pandemie wieder physisch im Trafo Baden statt. Die Themen des Kongresses waren Kooperation und Reduktion, wobei die Dekarbonisierung über alle Referate hinweg einen tragenden Platz einnahm.

Moderator Reto Lipp führte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Referate, die ein breites zukunftsträchtiges Spektrum umfassten: von der Planung über Energiesysteme, IT-Lösungen bis hin zu Kooperationen. Zwei Referate hoben sich thematisch besonders hervor.

Thermische Speicher mit Phasen-Wechsel-Material

Bereits kurz nach seinem Abschluss als Maschineningenieur an der HSLU gründete der Referent Remo Waser 2019 ein Spin-off, die Cowa Thermal Solutions AG, die sich mit thermischen Speichern beschäftigt, die beispielsweise beim Betrieb von PV-Anlagen von Nutzen sein können. Der Eigenverbrauch von PV-Anlagen macht im Durchschnitt nur rund 30 Prozent aus. Wird der überproduzierte Strom jedoch gespeichert, erhöht sich der Eigenverbrauch auf etwa 60 Prozent.

Wasers neuartige Speicherlösung basiert auf der Kapselung eines sogenannten Phasen-Wechsel-Materials. Die Kapazität dieser thermischen Speicherung ist zwei- bis dreimal höher als bei Wasser. Darüber hinaus weist der thermische Speicher einen tiefen CO2-Fussabdruck auf, da er rezykliert werden kann. Ein 600-Liter-Tank in Kapseln entspricht einer Speicherkapazität von 36 kWh. Als Rohstoffe für die Kapselung werden natürlich vorkommende Salze verwendet.

Die graue Energie für die Herstellung der Cowa Booster Capsules sei schon in wenigen Betriebsmonaten amortisiert, erläuterte Waser. Ausserdem zeige die lithiumfreie Speicherlösung auch nach 10’000 Zyklen keinerlei Kapazitäts- oder Stabilitätseinbussen. Ein Cowa Enhanced Heizsystem habe eine Lebensdauer von 30 Jahren.

Dekarbonisierung durch thermische Netze

Das Referat von Dr. Willy Villasmil befasste sich mit thermischen Netzen als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung des Wärmesektors. In der Schweiz stammen rund 60 Prozent der Heizenergie aus fossilen Brennstoffen, davon 40 Prozent aus Rohöl und 20 Prozent aus Erdgas. Villasmil plädierte für thermische Netze als Alternative hierzu und zählte deren Vorteile auf: Wirtschaftlichkeit, Integration von erneuerbaren Energiequellen sowie Synergien zwischen verschiedenen Energiequellen und -senken.

In der Schweiz könnten die thermischen Netze in Fossil (87), Erneuerbare (192), Kehrrichtverbrennungsanlagen KVA (32) sowie Biomasse (679) aufgeteilt werden, erklärt Villasmil. Er stelle sich ein Netz mit hybriden sensiblen/latenten saisonalen Wärmespeichern vor, zum Beispiel Geospeicher. In thermischen Netzen sei es möglich, bestehende Strukturen als Speicherbehälter zu nutzen. Das warme Wasser werde einfach in den Untergrund gefördert. Durch die Umnutzung von bestehenden Hohlräumen entstehe eine beträchtliche Kostenreduktion. Villasmil wies ausserdem auf den Nutzen von Phasen-Wechsel-Material Kapseln (PCM Kapseln) hin, mit denen sich das Speichervolumen reduzieren lasse.

Für einen vertieften Rückblick auf den Gebäudetechnik Kongress 2022 lesen Sie die Rückschau im Bulletin.