Ohne einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien steuert die Schweiz auf eine grosse Winterstromlücke zu. CKW prüft daher ein Geothermie-Kraftwerksprojekt im Kanton Luzern. Die Energieversorgerin will mit der Erdwärme aus grosser Tiefe sowohl Strom als auch Wärme produzieren. Diese klimafreundliche Energie hat den Vorteil, dass sie zuverlässig und sicher Bandenergie liefert – unabhängig von Wetter und Tageszeit.
Gemäss einer 2021 durchgeführten Machbarkeitsstudie für Tiefengeothermie im Kanton Luzern bietet die Region Inwil/Perlen gute geologische Voraussetzungen für ein Geothermieprojekt. Dabei soll heisses Wasser aus einer Bohrtiefe von rund 4000 bis 4500 Metern für die Strom- und Wärmeproduktion genutzt werden. In dieser Tiefe wird eine Wassertemperatur von rund 140°C erwartet. Mit dem geplanten Kraftwerk könnte Strom für ca. 4000 und Wärme für ca. 6500 Haushalte produziert werden. Für das Projekt werden zurzeit verschiedene Standorte entlang der Autobahn auf Inwiler Gemeindegebiet evaluiert.
Die möglichen Standorte sind ideal gelegen: In unmittelbarer Nähe befindet sich die Kehrichtverbrennungsanlage der Renergia. Von hier aus verlaufen Fernwärmenetze, welche bis nach Zug und Luzern reichen. Die Erdwärme könnte dort direkt in die bestehenden Fernwärmenetze abgegeben werden. Der Bedarf nach klimafreundlicher Wärme wird in Zukunft massiv zunehmen, einerseits aufgrund der Wachstumsentwicklung der Regionen Zug und Luzern, vor allem aber auch durch die Dekarbonisierung und den damit verbundenen Wechsel von Ölheizungen hin zu CO2-neutralen, klimafreundlichen Lösungen.
Mehrstufiges Vorgehen
Für die Energiegewinnung wird die Muschelkalkschicht anvisiert, welche in der Region Inwil in einer Tiefe ab etwa 3750 m unter dem Meeresspiegel liegt. In dieser Kalksteinschicht besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, auf genügend Thermalwasser zu stossen. Die in dieser Tiefe erwartete Wassertemperatur von ca. 140°C ist für die Stromproduktion ausreichend. Dieselbe Gesteinsschicht wird in den beiden Geothermiewerken Riehen (BL) und Schlattingen (TG) seit Jahren erfolgreich zur Warmwassergewinnung für Fernwärmenetze genutzt. Die rund 40 Geothermiekraftwerke in Deutschland nutzen ebenfalls überwiegend Muschel- und Malmkalkschichten für die Produktion von erneuerbarer Wärme und Strom. Zur Überprüfung des vorhandenen Wissens bezüglich der Geologie im Raum Inwil wird als Erstes eine Probebohrung bis zur Zieltiefe vorgenommen. Ist sie erfolgreich, kann die Probebohrung ausgebaut, die zweite Bohrung erstellt und dereinst möglicherweise das Kraftwerk gebaut werden.
Der anvisierte Muschelkalk ist für die Wärmegewinnung geeignet, weil er oft natürlich über eine hohe Porosität verfügt und viel Thermalwasser enthält. Sollte wider Erwarten in der gewünschten Zielformation nicht ausreichend nutzbares Thermalwasser auffindbar sein, gibt es erprobte Möglichkeiten, die Wasserdurchlässigkeit im Kalkstein zu erhöhen.
CKW geht für die Planungs-, Bewilligungs- und Realisierungsphase von etwa sechs Jahren aus und rechnet mit Investitionen von rund 70 Mio. Franken. Der Bund unterstützt Geothermieprojekte, da diese wertvolle Winterenergie bzw. Bandenergie liefern. Aktuell laufen bei den kantonalen Behörden die Vorabklärungen für den Bewilligungs- und Konzessionierungsprozess.